Nachruf Espelkamper Kultur-Urgestein am 27.06.2023 verstorben
Ein Kultur-Urgestein hat die Bühne des Lebens velassen: Addi (Alexis) Schaefer war Jahrzehnte Leiter der Kleinkunstbühne Gestringen.
Karsten Schulz NWL 29.06.2023
Espelkamp. Sein langjähriger Weggefährte, Freund und Mitstreiter, Peter Dürr, drückte seine Trauer nach dem Tod von Addi (Alexis) Schaefer so aus: "Das löst ein Kultur-Erdbeben aus. Ohne Addi wird vieles nicht mehr so sein, wie es vorher war."
Im Alter von 85 Jahren schloss der bekannte Präsident des Bürgervereins Gestringen, der seit inzwischen 36 Jahren die Kleinkunstbühne in der Alten Schule Gestringen betrieb, im Beisein seiner Familie und Freunden im Lübbecker Krankenhaus für immer die Augen. Um ihn trauern Kulturschaffende von Minden bis Osnabrück und von Bielefeld bis Hannover. Viele bekannte Kleinkünstler dieser Region und auch aus dem übrigen Bundesgebiet sowie dem benachbarten Ausland sind auf der gemütlichen Wohnzimmer-Bühne in der Schule mit dem Türmchen aufgetreten.
"Zu einer großen Familie zusammengewachsen"
Sie schwärmten immer von der "ganz besonderen durch Addi geschaffenen Atmosphäre", die dort herrschte. So kamen sie gerne wieder, wenn Addi sie anrief, meldeten sich aber auch von Zeit zu Zeit, wenn sie in Gestringen auftreten wollten. "So sind wir hier im Laufe der Jahre zu einer großen Familie zusammengewachsen", hatte Addi noch vor Kurzem im NW-Interview erzählt, als es um die Überlebensstrategien in der Corona-Zeit ging. Er hatte die Nähe zu "seinen" Künstlern vermisst und auch zu Freunden und Bekannten, die mit ihm im Bürgerverein Gestringen aktiv waren. Für ihn war es wichtig, dass die Künstler durch Auftritte ihr Geld verdienen und das Kulturleben nicht abgewürgt wird. So hat er immer wieder Hoffnung gehabt und die Flinte nicht ins Korn geworfen, auch als die Stadt ankündigte, den Zuschuss für die Kulturarbeit zu kürzen.
Griechenland-Liebhaber und Rebetiko-Fan
Der Griechenland-Liebhaber, der zum Ende seines Jahresprogramms stets den Rembetiko, ein griechischer Musikstil, hochleben ließ und das Trio "Archimedes" dazu nach Gestringen holte, war ein echter Typ, der auch den Mund aufmachte, wenn andere schwiegen. So hielt er vor dem Kulturausschuss flammende Reden für die Kultur und appellierte an die Verantwortlichen, auf Qualität zu achten und nicht einem vermeintlichen Zeitgeschmack hinterherzulaufen. So hielt er es mit allem, was er in seinem Leben machte.
Er bezeichnete sich gerne als "linksherum gestricker Mensch". Für Addi (Alexis) Schaefer war Inklusion selbstverständlich, als dieses Wort noch niemand kannte. Jahrzehntelang war er "Stallmeister" des "Circus Krönchen". Mit dieser ganz besonderen Theatergruppe, in der Menschen mit körperlichen und seelischen Behinderungen gemeinsam mit anderen spielten, erzielte er nationale und internationale Preise. Sogar ein internationales Theaterfestival "SpielArten" für integrative Theatergruppen holte er gemeinsam mit anderen Aktiven nach Espelkamp. Buntheit, Vielfalt und auch Genuss - das waren drei Dinge, die für den wachen Geist zusammengehörten. So war er auch 48 Jahre lang Trainer bei der Gruppe Kunterbunt des Sportvereins VfB Fabbenstedt. Auch bei der Boule-Gruppe "seines" Bürgervereins Gestringen, die heute zum VfB Fabbenstedt gehört, machte er viele Jahrzehnte mit und prägte sie.
Er gründete die "Nacht der Komödianten"
Noch vor der Gründung der Kleinkunstbrettl-Bühne in der Alten Schule war Addi Initiator eines anderen Kleinkunst-Festivals, das sich später als die "Nacht der Komödianten" in der Kulturszene etablieren sollte. Zuletzt gab es sogar drei Nächte, die im Espelkamper Bürgerhaus über die Bühne gingen, hier war Addi vor allem als Conférencier aktiv, aber auch als Teil des Programms. Denn er hatte auch eigene kulturelle Ambitionen, vor allem trug er gerne vor, dann mehr bissig-ironische Geschichten. Er liebte Ringelnatz, er liebt aber auch Tucholsky. Legendär waren seine Auftritte mit Molle und Janusz Bulka. Als Trio zogen sie gerne über Land.
Einen Namen machte er sich auch mit den "Gute-Nacht-Geschichten", mit denen er die Jüngsten in seinen Bann zog. Legendär waren seine Auftritte als Weihnachtsmann beim Weihnachtsmarkt in Gestringen, bei denen seine Frau Monika, die Addi Schaefer immer die große Stütze seines Lebens war und seine große Liebe, den Knecht Ruprecht spielte.
Viele Preise im Laufe des Lebens erhalten
Für Addi (Alexis) Schaefer ist die Welt immer eine große Bühne gewesen, auf der auch viele andere Menschen Zutritt hatten. Gleich vier Mal ist Addis Lebenswerk ausgezeichnet worden. 1988 erhielt er den ersten Gestringer Kleinkunstpreis. Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes erfolgte 1994, 2008 erhielt der Bürgerverein den Förderpreis "Leistung macht Laune" und 2013 verlieh ihm die Wahlheimat Espelkamp die "Goldene Espe".
Als seine große Liebe, seine Gattin Monika, vor anderthalb Jahren schwer erkrankte, hat er sich liebevoll um sie gekümmert und gleichzeitig auch die Kleinkunstbühne weiter aufrecht erhalten, bei der sie ihm immer sehr geholfen hat. Als er für seine Frau schließlich ein für sie passendes Umfeld geschaffen hatte, erkrankte er selbst schwer.
Pressestimmen
Weser Journal November 2010
Eine Serie von Andrea Gerecke
Bürgerverein Gestringen: Präsident Addi Alexis Schaefer

Addi Alexis Schaefer in seiner Wirkungsstätte, der Alten Schule von
Espelkamp-Gestringen Foto: Andrea Gerecke
„Kultur ist Brot für die Seele" steht als Motto über dem Programm des Bürgervereins Espelkamp-Gestringen. Und damit reichlich Brot serviert werden kann, braucht es Initiatoren. Einer der ganz Aktiven ist Präsident Addi Alexis Schaefer: mit den bürgerlichen Vornamen Werner Albrecht. Aber wenn er sich am Telefon so vorstellt, dann reagieren die Leute verdutzt und glauben, sich verwählt zu haben. Ich treffe auf den rührigen Ehrenamtlichen in der Alten Schule mit dem kleinen Türmchen, das markant auf sich aufmerksam macht. Dort wohnt er mit seiner Frau und organisiert jede Menge toller Veranstaltungen.
Der gebürtige Dresdner nahm einen Umweg übers Vogtland, ehe er nach Mühlheim an der Ruhr zog. So verschlungen, wie sich die Wege seines Zuhauses gestalteten, so entwickelte sich auch sein berufliches Leben. In der Armee war er Panzergrenadier, am Hochofen hat er gearbeitet und kam über eine Begabtensonderprüfung an die Sporthochschule Köln, wo dann seine pädagogische Ausbildung startete. „Ich bin von Grund auf neugierig, das hat mich mein ganzes Leben lang begleitet und diese Maxime habe ich auch immer meinen Schülern nahe gebracht", erzählt Addi Alexis Schaefer. Im Gegensatz zu seinen Kommilitonen zog es ihn von Anfang an aufs Land. Und so tat er 1963 seine ersten Lehrerschritte in Gestringen. Da wirkte er als Volksschullehrer und unterrichtete querbeet alles, was gefordert war. Auch die pädagogische Laufbahn nahm einige Umwege über die Hauptschule in Benkhausen und die Sonderschule für Lernbehinderte in Espelkamp. 2002 wurde der Lehrer pensioniert.
1976 stand der Abriss der Alten Schule zur Debatte. Doch davon wollte der Mann nichts hören. Also gründete er flugs mit ehemaligen Schülern einen Verein und sie stellten einen Antrag an die Stadt. Damals gab man der Gruppe ein halbes Jahr Probezeit - sicher auch in dem Glauben, bis dahin würde alles von selbst erledigt sein. Aber weit gefehlt. Hausaufgabenhilfe, Bastelkurse, Kinder- und Jugendhilfe, Ferienspiele, Disco für die Mädchen und Jungen - das Programm gestaltete sich kunterbunt. Hinzu kam die Kleinkunstbrettlbühne, auf der inzwischen schon so mancher bekannte Künstler aufgetreten ist (in einem der zahlreichen Gästebücher hat sich sogar Franz Josef Degenhardt verewigt). „Auf unserer Kleinkunstbrettlbühne präsentieren wir Ihnen die gewohnte Mischung aus 'Noch-nie-Dagewesenen und immer-wieder-gern-Gesehenen", verspricht der Internetauftritt des Vereins. 1983 gründeten die engagierten Ehrenamtlichen Circus Krönchen und gaben damit den behinderten Bewohnern von Schloss Benkhausen ein spannendes Betätigungsfeld.
550 Mitglieder zählt der Verein aktuell. Die zehn Euro Jahresbeitrag gestatten einen ermäßigten Eintritt zu den Veranstaltungen. Von dem Geld wiederum können die Künstler finanziert werden. Außerdem gehört der Stadt das Gebäude und sie bezuschusst den Verein dankenswerterweise. Natürlich gibt es bei einer so hohen Mitgliederzahl einen harten Kern der besonders Aktiven. Dazu gehört die Ehefrau Monika Schaefer, auch eine pensionierte Lehrerin. Ingrid Ebert und Tochter Sonia Ebert sind mit von der Partie, Gerald Holzapfel, Vizepräsident Hardy Basler, Brigitte und Bernd Weers. Schließlich muss bei den Veranstaltungen alles eingerichtet, der Tresen und die Kasse besetzt und zuletzt alles wieder aufgeräumt werden. 130 bis 150 Gäste passen ins Haus, wenn die Blues Company zur Auftaktveranstaltung regelmäßig zu Jahresbeginn einlädt. Stehen Tische und Stühle, dann sind es etwa 80 Zuschauer. Immer an einem Freitag ist was los in der Alten Schule. Wenn die Gäste sich auf den Heimweg machen und sagen „War das ein schöner Abend!", dann ist das das schönste Dankeschön für die Kreativen.
Auch mein Vater hat hier noch mit 85 auf der Bühne gestanden", erzählt Addi Alexis Schaefer. „Der war Oberstudienrat, Germanist und absoluter Goethekenner. Ihm verdanke ich sehr viel. Schon früh hat er mich mit ins Theater genommen, wo ich unter anderem Gustav Gründgens und Elisabeth Flickenschild erleben durfte. Ach ja, eigentlich wäre ich schon gern Schauspieler geworden." Das müssen die Eltern dann aber anders gesehen haben... Dafür tobt sich der Mann aber seit Jahrzehnten auf den unterschiedlichsten Bühnen aus, moderiert die Nacht der Komödianten im Bürgerhaus Espelkamp und tourt durch die Landen. Seine sonore Stimme und die charismatische Ausstrahlung kommen ihm dabei zugute. Eigene Texte ruhen bislang in der Schublade und warten auf später! Gibt es ein künstlerisches Vorbild? „Karl Valentin, den verehre ich besonders", kommt es wie aus der Pistole geschossen.
Neben all der Kultur in der Region liebt der Mann das Reisen. Favorit ist Griechenland (was den Künstlernamen erklärt). Dazu kommen Singapur, Hongkong, Peking, Shanghai. Saigon steht zu Jahresbeginn 2011 auf dem Plan. „Übrigens bin ich leidenschaftlicher Briefschreiber (per Hand!). Für mich gehört das auch zur Kultur. Und ich freue mich über jeden Brief, der mich noch in dieser klassischen Form erreicht", schwärmt der Pädagoge. Übrigens fand das Wirken von Werner Albrecht Schaefer schon hohe Würdigung - 1994 in Form des Bundesverdienstkreuzes mit der Unterschrift von Richard von Weizsäcker auf der Urkunde. Da wurde dem Vater dreier Töchter gedankt für die Arbeit mit den Behinderten, für das Engagement für griechische und türkische Mitbürger, für die Tätigkeit im Kulturausschuss, für den Einsatz im Bürgerverein... Im Oktober 2009 erhielt der Bürgerverein Gestringen den Förderpreis „Leistung macht Laune" von der Interessengemeinschaft Standortförderung Kreis Minden-Lübbecke e.V. (IGS).
Wer neugierig geworden ist, der hat Gelegenheit, am 19. November in Liedern und einer Dia-Show die Schönheit Irlands zu erleben und am 3. Dezember steigt die nächste „Griechische Nacht" mit dem Rebetiko-Trio Archimedes. Beginn ist jeweils bei allen Veranstaltung 20 Uhr. 2011 verspricht auch schon allerhand von Kabarett-Abenden über Boogie-Jazz, Chansons bis zu Soulblues. Internationale Künstler geben sich die Türklinke in Gestringen in die Hand. Und da will man gar nicht glauben, dass Addi Alexis Schaefer den Ort schelmisch als Vorgestringen bezeichnet...
Pressestimmen
Achim Post begeistert von Vielfalt bürgerschaftlichen Engagements
Ehrenamt im Mühlenkreis - Beispielhaft für andere Regionen!


Der Vorstand des Bürgervereins Gestringen: Ingrid Ebert, Hardy Basler, Katja Krupka, Addi Schaefer, Ursula Karisch, Gerald Holzapfel, Helga Wilkening, Bernd Weers,
Wahlen beim Bürgerverein Gestringen 15.02.2015
Hauptversammlung des Bürgervereins Gestringen mit Rück- und Ausblicken
Espelkamp-Gestringen (nw/Kas). Es bleibt alles beim Alten: Der Präsident bleibt Präsident. Addi Alexis Schaefer wurde einstimmig zum 39. Mal als Chef des Bürgervereins Gestringen wiedergewählt. Als Stellvertreter steht ihm Hardy Basler zur Seite, Schatzmeister bleibt Bernd Weers, Schriftführerin Ursula Karic. Das waren die wichtigsten Nachrichten während der jüngsten Jahreshauptversammlung des 580 Mitglieder zählenden Gestringer Vereins.
Zum erweiterten Vorstand zählen stellvertretende Schatzmeisterin Helga Wilkening, Kassenprüfer Katja Krupka und Norbert Wolf, Mundschenk-Senatorin Ingrid Ebert, Mundschenk-Senator Gerald Holzapfel und Boule-Senator Wolfram Piel. Als Senatorin für besondere Aufgaben wurde Sonia Ebert auf Antrag neu in den erweiterten Vorstand gewählt, und als Vertreter von "Circus Krönchen" wurde Eberhard Köppen gewählt.
Information
Boule-Sektion
Die Boule-Sektion des Bürgervereins besteht aus 30 Spielerinnen und Spielern, die mit drei Mannschaften am Ligabetrieb teilnehmen.
Regelmäßig kommen sie dienstags ab 18 Uhr und sonntags ab 14 Uhr zusammen. Gäste seien „sehr willkommen“.
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Unter dem Tagesordnungspunkt "Ausblicke" appellierte der frisch wiedergewählte Präsident an alle Teilnehmer, sich Gedanken zum kommenden Jahr zu machen. Denn dann feiert der Bürgerverein Gestringen sein 40. Bestehen. Dabei gehe es vor allem um eine besondere Programmgestaltung für das "kleine Jubiläum".
Addi Schaefer lobte in diesem Zusammenhang "sein" Team für die vorbildlich geleistete ehrenamtliche Arbeit. "Ohne euch, Eure Zuverlässigkeit und eure Heiterkeit wäre das alles hier undenkbar. Es ist schön, mit Euch zusammenzuarbeiten."
Rückblickend erinnerte er an die 17 Kleinkunstbrettlbühnen- Veranstaltungen des vergangenen Jahres in der Alten Schule Gestringen. "Nach wie vor ist eines unserer Erfolgsrezepte das niveauvolle und abwechslungsreiche Jahresprogramm mit Jazz, Rezitation, Blues, Comedy, Folk und Kabarett." Auf Anregung von Monika Schaefer bekam die "Gemeinschaftsküche" auf Kosten des Bürgervereins einen neuen Anstrick sowie einen Schminktisch mit Hocker und einen professionellen Schminkspiegel.
Besonderer Dank galt Gerald Holzapfel, der sich nach wie vor akribisch darum kümmert, dass die Vereins-Homepage immer auf dem neuesten Stand ist. Auch beim Rat und der Verwaltung der Stadt bedankte sich Präsident Addi für die Unterstützung der kulturelle Bemühungen des Bürgervereins. "Ich bin sehr froh darüber, dass auch im Kulturausschuss Einstimmigkeit herrscht, was unsere jahrelange ehrenamtliche Arbeit anbelangt."
Als Vertreter des "Circus Krönchen" wurde ganz besonders herzlich Zirkusdirektor Eberhard Köppen begrüßt. Wenn auch zur Zeit keine Auftritte möglich sind, so trifft sich die dennoch bestehende Krönchentruppe hin und wieder zu fröhlichem Gedankenaustausch.
NW 22.02.2015
1. Espelkamper Hafenfest
1. Juni 2000 ( Himmelfahrt )
Wir waren Mitorganisator.
Es war schon eine etwas merkwürdige Idee, die Peter Dürr, Leiter des Espelkamper Bürgerhauses und ehemaliger Söderblomer einigen Mitgliedern des Rudervereins vortrug: Ein Hafenfest am "Espelkamper Hafen". An einer Stelle am Mittellandkanal , an der es eigentlich gar keinen Hafen gab. Nur eine Anlegestelle für den wöchentlichen Ausflugsdampfer im Sommer, eine Wartestelle für Frachtschiffe, die auf Lübbecker Seite entladen werden wollten. Hier ein Hafenfest? Schiffe, Meer, große weite Welt? Eine irrwitzige Idee ! - Aber, warum eigentlich nicht?!

Die Idee war, ein Fest für die Öffentlichkeit zu veranstalten, das sich in Inhalt und Form von den anderen Festen dieser Region unterscheiden und ganz bewußt ein Gegenpol zu den sonst üblichen Vatertagstouren bilden sollte. Es sollte für Teilnehmer und Zuschauer einen fröhlichen und verbindenden Charakter haben. Kontakt ist der erste Schritt für Bereitschaft zum Verständnis. Und Verständnis füreinander kann es in Espelkamp mit seinen unterschiedlichen Nationalitäten und Sozialgruppen nicht genug geben.
Als Organisatoren fanden sich der Bürgerhausverein Espelkamp e.V., der Bürgerverein Gestringen e.V. und der Ruderverein des Söderblom-Gymnasiums e.V., die ab September 1999 die Planungen aufnahmen. Es war klar, dass das Fest nur dann ein Erfolg werden könnte, wenn kein Eintritt erhoben und ein vielfältiges Programm mit möglichst vielen Highlights an Land und auf dem Wasser geboten werden würde. Also mussten Sponsoren, Helfer und Akteure gefunden werden.
Frühzeitig entstand die Idee der Spaßregatta. Vereine und Gruppierungen wurden aufgefordert, sich mit dem Bau eines Wasserfahrzeuges, das möglichst wenig Ähnlichkeit mit einem Schiff haben sollte, an dieser Spaßregatta zu beteiligen.

Später ergab sich die Möglichkeit, als Attraktion die "Svantevit", eine 13 Meter lange Rekonstruktion eines Slawenschiffes per Schwerlasttransport aus Espelkamps Partnerstadt Torgelow zu holen. Auf diesem Schiff wurde feierlich durch die beiden Bürgermeister der beiden Städte Heinrich Vieker und Ralf Gottschalk der 10-jährigen Partnerschaft zwischen Espelkamp und Torgelow gedacht.
Eine Gemeinschaft von fünf Espelkamper Wirten gab sich Mühe, durch die Präsentation von diversen Fischspezialitäten dem Fest auch kulinarisch einen "Flair von Salz und Meer" zu geben. Manches war ein unbedingtes Muß, wie etwa die Vorführungen und Mitmachaktionen der Kanuten und Ruderer und die Präsenz von Feuerwehr, DLRG und DRK.

Auch mehr Skurriles hatte im Programm Platz, wie etwa die etwas andere Bademodenschau, vorgetragen durch schwergewichtige Modells, oder das einzige Fahrrad betriebene Karussel Norddeutschlands oder die Straßenclownerien um Malte Strathmeier oder am Abend im Bootshaus die Geschichten und Balladen von Seeleuten, Meerjungfrauen, Umgeheueren und dem Klabautermann, vorgetragen und zelebriert von Addi Schaefer und Rolf Dunger.

Das Fest selbst war ein toller Erfolg. Die Zuschauer strömten in Massen. Die Zeitungen schrieben von 6000 - 8000 Personen. Es könnten auch noch mehr gewesen sein, da ein ständiges Kommen und Gehen zu verzeichnen war. Die Bühne an Land war vorwiegend den musikalischen Darbietungen vorbehalten. Hier machte den Anfang die Big Band des Söderblom-Gymnasiums.

Es folgten der Shanty - Chor Lahde, das Akkordeonorchester Lübbecke, die Dixie-Rats aus Gestringen und die Popgruppe "Die Herren Minister" aus dem Altkreis Lübbecke, so dass für nahezu jeden Geschmack etwas dabei war.

Angefangen hatte der Tag mit einem Gottesdienst am Bootshaus, der ein klein wenig anders war, nicht nur wegen der plattdeutschen Predigt; - etwas seemännisch herber und herzlicher.
Höhepunkt war sicherlich die Spaßregatta. Zehn farbenfrohe Eigenkonstruktionen gingen an den Start. Sie mußten eine Strecke von 200 Metern aus eigener Kraft überwinden und wurden dabei von einer Jury um die beiden Bürgermeister aus Espelkamp und Torgelow nach ihrer Originalität bewertet.

Obwohl es natürlich einen Sieger gab, war das Mitmachen und der Spaß doch eindeutig wichtiger, etwa als der zum Wasserfahrzeug umgebaute "Flotte Otto" schon beim Start baden ging, der "Einbaum" frühzeitig Wasser schöpfte, das "Techno-Boot" sein Steuer verlor oder die Kinder der Menonitengemeinde in ihrem "Mennokahn" Platz nahmen.

Es würde hier den Rahmen sprengen, wollte man alle Programmpunkte und Aktionen nennen, wie die Bürgerbuslinie zur Innenstadt, die Ruderregatta zwischen den benachbarten Vereinen und Gymnasien, den pausenlosen Fahrten der "Svantevit", den unvergleichlichen Vorträgen vom Hafenlotsen Karl Stachelbeck (Circus Kröhnchen) während der Hafenrundfahrten, dem unermütlichen Einsatz der Kanuten und Ruderer der Schule, und... und... und...

Allen beteiligten Helfern, den vielen Spendern aus dem Privat- und dem Geschäftsbereich, der Stadt Espelkamp und dem Stadtmarketingverein und allen hier nicht weiter Genannten aber doch Bedachten ein herzliches Dankeschön! Nächstes Hafenfest: 9. Mai 2002?
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